Orthesen – Formen, Funktionalität, Qualitätsunterschiede

Orthesen – Formen, Funktionalität, Qualitätsunterschiede

 

Orthesen werden in den unterschiedlichsten Formen, Spezifikationen, Qualitäten und Preisklassen hergestellt. Es gibt sowohl Massenware, als auch, von speziell ausgebildeten Orthopädie-Technikern nach individuellen Maßen hin angefertigte Einzelstücke.

Dabei taucht natürlich die Frage auf, inwieweit es Unterschiede in der Qualität dieser Bandagen gibt und welche Rolle diese für Ihren Genesungsprozess spielen können. Normalerweise sollte man davon ausgehen, dass der Preis einen gewissen Anhaltspunkt in Sachen Qualität gibt, doch dem ist nicht immer so.

Nachfolgend möchten wir Ihnen gern eine Reihe wichtiger Informationen in Sachen Orthesen und Bandagen, deren speziellen Aufgabenbereiche, interessante Aspekte zu Qualitätsunterschieden und verwendeten Materialien und Herstellungsprozessen vermitteln, um Ihnen die Auswahl des für Sie richtigen Produktes künftig noch leichter zu machen.

Elastische Materialen

Um elastische Aktivbandagen herzustellen, kommen eine ganze Reihe, speziell auf deren Wirkung abgestimmte und kombinierte, Materialien zum Einsatz. Wichtige elastische Bestandteile sind Gummi einschließlich Neopren und Latex oder Elasthan. Jedes von ihnen weist spezielle, charakteristische Eigenschaften auf, die bei der Herstellung einer Bandage berücksichtigt werden müssen, um maximalen Tragekomfort und optimale therapeutische Wirkung zu erzielen. Neopren hat unter anderem den Vorteil, das es über besondere wärmeisolierende Eigenschaften verfügt, was im Einzelfall, wie zum Beispiel bei rheumatischen Erkrankungen, angenehm sein kann. Dagegen ist es weniger geeignet für Sport oder langes Tragen, da es zu lokalem Transpirieren führen kann. Abgesehen davon sind die unterschiedlichsten Varianten von Neopren im Umlauf, die von billigen, gelegentlich Schadstoff belasteten und relativ unelastischen Produkten bis zu sehr hochwertigen Varianten reichen und für den Laien nur extrem schwer zu unterscheiden sind.

Nachteilig ist zudem, dass es immer häufiger Allergien gegen dieses Material gibt, die beispielsweise zu Hautrötungen führen können.

In gewebten Bandagen werden elastische Materialien beim Spinnen direkt mit den verwendeten Garnen verwoben bzw. mit ihnen umwickelt. Hier werden häufig Gummi oder Elasthan verwendet. Gummi ist ein relativ billiges elastisches Gewebe, dessen Nachteile vor allem in seiner begrenzten Haltbarkeit und der eher geringen Dehnbarkeit liegen. Elasthan zeichnet sich dagegen durch eine besonders hohe Dehnbarkeit aus und ist deutlich langlebiger. Je mehr davon also in einer Bandage oder Orthese verarbeitet wird, desto besser sind deren dehnbaren Eigenschaften und Haltbarkeit.

Um eine optimale Druckverteilung und eine bestmögliche Passform einer Bandage zu erzielen, ist eine gezielt ausgewählte, ausgewogene Mischung aus elastischen und nicht-elastischen Materialien und ein möglichst breites Sortiment an Größen notwendig.

Klicken Sie bitte hier für weiterführende Informationen zum Thema Größenauswahl.

Garne und Gewebe

In gewebten Bandagen wird das elastische Garn schon beim Spinnen mit anderen nicht-elastischen Materialien umwickelt. Diese Materialien sorgen, bei entsprechender Qualität, für die benötigte Haltbarkeit, Passform, Weichheit und Komfort.

Häufig für entsprechenden Kombinationen in Bandagen genutzte Materialien sind Polyamid, Polyester, Polyurethan, Silikon und Baumwolle. Da Baumwolle für sich allein zwar besonders angenehm zu tragen ist, jedoch verhältnismäßig schnell verschleißt und reißt, wird sie in Aktivbandagen von höherer Qualität oft mit anderen, moderneren Materialien kombiniert. Die so produzierten Stoffe fühlen sich weich und angenehm an und halten deutlich länger. Thuasne spinnt und webt einen Großteil der, in seinen hochwertigen Produkten zum Einsatz kommenden, Gewebe selbst. So können wir die optimale Zusammensetzung eines Materials genau auf dessen spezifische Verwendung hin abstimmen, was zu qualitativ besonders überzeugenden Resultaten hinsichtlich Wirkung und Komfort führt.

Herstellungsprozess

Hersteller von Billig-Bandagen kaufen die zur Verwendung kommenden, elastischen Gewebe in der Regel als Fertig-Ware ein und fertigen daraus, auf spezifischen Schnittmustern beruhende, Orthesen. Der Haupt-Nachteil dieser Produktionsmethode ist, dass es so unmöglich ist, die Bandagen, ihren Druckverlauf und dessen Verteilung, gezielt auf die Form des betroffenen Körperteils abzustimmen. Dadurch ist Druck- und/ oder Kompressionswirkung deutlich weniger gut, weil weder optimal verteilt noch spezifisch angepasst.

Hersteller hochwertiger Bandagen kaufen ihr Garn bei spezialisierten Lieferanten oder spinnen ihr eigenes Garn im Haus. Mit Hilfe computergesteuerter Flachstrick-Maschinen werden diese Garne zu einer, Verwendungszweck spezifischen, Bandage verarbeitet und anschließend mit notwendigen Stützmaterialien wie Pelotten, Schienen und Scharnieren montiert. Der Vorteil dieses Herstellungsprozesses ist es, dass für eine Bandage elastische und weniger elastische Gewebe unterschiedlicher Webtechniken verwendet werden können und die Bandage in perfekter Passform umgesetzt werden kann. Das macht unsere Produkte nicht nur bequemer, sondern erhöht vor allem auch deren Wirksamkeit.

Webtechniken

In einfacheren Bandagen wird oft nur eine einzige Webtechnik verwendet. Vorteil für den Hersteller ist auch hier, dass dies vergleichsweise billig und einfach ist. Nachteile sind, dass die so gefertigten Bandagen kneifen und reizen können und die erzielte Druckverteilung dieser Produkte oft nicht optimal ist.

So ist es beispielsweise ratsam, Kniebandagen mit weniger dickem Material in der Kniekehle zu versehen. So wird vermieden, dass sich hier beim Beugen des Knies Material staut und den natürlichen Bewegungsablauf behindert und kneift. An der Vorderseite des Knies passiert genau das Gegenteil. Hier spannt die Bandage, wenn das Knie gebeugt ist, was zu unerwünschter, zusätzlicher Spannung führt. Um das zu vermeiden wird für höherwertige Bandagen ein spezielles Zickzack-Muster verwendet, das sich beim Beugen des Knies entsprechend dehnen kann. So wird der natürliche Bewegungsablauf nicht behindert, Schmerzen vermieden und eine optimale Druckverteilung sichergestellt.

Spezielle Dünnwebtechnik im Kniekehlenbereich
Zick-Zack auf der Vorderseite des Knies

Das Finish an den Rändern

Eine der unangenehmsten Nebenwirkungen von billigen oder falsch angepassten Bandagen sind kneifende und abschnürende, zu enge Ränder. Dies spannt nicht nur die Haut auf sehr unangenehme Weise, sondern kann sogar zu Durchblutungsstörungen führen. Um das zu verhindern, wird die Kompression unserer Bandagen, zu ihren Enden hin, stufenweise reduziert – was nur dadurch möglich wird, weil die verwendeten Gewebe in Flachstrick-Technik produziert werden.

Um ein Rutschen unserer Bandagen weitgehend auszuschließen, arbeiten wir auf Höhe unserer Webkanten Silikon-Fäden in unsere Bandagen ein, anstatt, wie viele andere Hersteller, Silikon-Bänder oder Noppen zu nutzen, die potentiell reizen oder kneifen können.

Webtechnik mit niedrigerem Kompressionswert oben an der Aktivbandagen
Silikonfaden an der Innenkante von der Aktivbandagen 

Nachhaltigkeit

Inwieweit dieser Aspekt einer Bandage für Sie wichtig ist, hängt natürlich davon ab, wie intensiv, wie oft und wie lange Sie die Bandage tragen wollen oder müssen. Denken Sie darum kurz darüber nach, bevor Sie eine Bandage auswählen oder bestellen.

Baumwolle zum Beispiel verschleißt schneller als eine qualitativ hochwertige Mischung aus Polyamid, Polyester und Polyurethan. Gummis, wie beispielsweise Neopren, verlieren ihre Elastizität schneller als Elasthan. Auch die Qualität der verwendeten Klett-Verschlüsse entscheidet über die Haltbarkeit Ihrer Bandage.

Tipp: trocknen Sie ihre Bandage nicht auf der Heizung oder im Tumbler, denn das kann deutlich negative Auswirkungen auf die elastischen Eigenschaften der verwendeten Materialien haben und deren Lebensdauer entsprechend deutlich verkürzen.

Macroklettverschluss
Microklettverschluss

Die Hauptunterschiede

Nachfolgend noch einmal eine Stichwortartige Zusammenfassung oben ausführlicher angesprochener Inhalte:

  • Elastizität: Aktivbandagen erhalten ihre Elastizität durch die Verwendung unterschiedlicher Gummi-Arten oder Elasthane. Elastin ist eine effektivere und nachhaltigere Lösung. Die Qualität einer Bandage wird aber vor allem auch durch deren Zusammensetzung im Gelenkbereich bestimmt.
  • Nicht-elastische Materialien: Werden zum Umspinnen elastischer Materialien genutzt. Das sorgt für Langlebigkeit, Weichheit und Komfort.
  • Spinnen, Weben und/oder Montieren: Die Herstellungsprozesse einzelner Bandagen/ Orthesen unterscheiden sich stark voneinander. Einige Lieferanten/Hersteller schneiden die gekauften und fertig gewebten Materialien zu und nähen sie anschließend zum Endprodukt zusammen. Hersteller hochwertiger Bandagen spinnen, weben und vernähen einzelne Teilbereiche ihrer Bandagen – was zu deutlich mehr Kontrolle über die Qualität der verwendeten Materialien und die Form und Funktion des Endprodukts sichert.
  • Komfort: Die Verwendung unterschiedlicher, anwendungsspezifischer Webtechniken sorgt für bequemere, wirksamere und haltbarere Bandagen.
  • Wirksamkeit: Durch die Nutzung, gezielt auf die spätere Verwendung abgestimmter Webtechniken erzeugt eine hochwertige Bandage in jedem Bereich genau die richtige Kompression. Darüber hinaus werden so Blutkreislauf und Heilung positiv unterstützt.
  • Nachhaltigkeit: Hängt weitgehend von den verwendeten Materialien ab. Während Baumwolle und Gummi in der Regel schneller verschleißen, sorgen Elasthan, Polyamid, Polyester und Polyurethan für längere Haltbarkeit. Aber auch die Qualität verwendeter Klett-Verschlüsse entscheiden über die Nutzungsdauer und damit über die Nachhaltigkeit der genutzten Orthesen.

Thuasne Aktivbandagen

Unsere Aktivbandagen bestehen vor allem aus qualitativ hochwertigem Elasthan, Polyamid, Polyester und Polyurethan. Wo erforderlich werden, an entsprechenden Bereichen, Silikone in das Material eingewoben. Das macht Thuasne-Aktivbandagen komfortabel, garantiert eine gute Passform und macht sie besonders langlebig. Wir entwerfen, entwickeln und fertigen unsere Bandagen weitgehend selbst – von der ersten Skizze, über das Spinnen, Weben bis hin zum Vernähen der einzelnen Bestandteile. Darüber hinaus nutzen wir unterschiedliche, anwendungsspezifischer Webtechniken für die unterschiedlichen Bereiche unserer Aktivbandagen, um deren optimale Passform zu sichern, Kneifen zu verhindern und eine optimale Druckverteilung zu erzielen. Kurz gesagt: Thuasne Aktivbandagen stehen für optimale Effektivität bei optimalem Tragekomfort.

Für weiterführende Informationen zur gezielten Auswahl der für Sie und Ihre Beschwerden richtigen Bandage, klicken Sie bitte hier unten.