Wie eine Knöchel-Fuß-Orthese helfen kann eine Fußheber-Schwäche/ einen Fall-Fuß zu korrigieren

Wie eine Knöchel-Fuß-Orthese helfen kann eine Fußheber-Schwäche/ einen Fall-Fuß zu korrigieren

 

Ein Fall-Fuß ist ein unangenehmes Problem, dass das Gehen für Sie ausgesprochen unangenehm machen kann. Es ist eine , für den oder die Betroffene/n unkontrollierte Bewegung des Fußes die dazu führt, dass der Fuß bei jedem Schritt einknickt. Das erhöht die Stolper- und Sturzgefahr und be- und überlastet die Gelenke. Neben den genannten Problemen kann ein Fallfuß zusätzliche Beschwerden verursachen, da der Rest Ihres Körpers versucht den unnatürlich ablaufenden Geh-Prozess auszugleichen und es dadurch zu Fehlhaltungen, Fehlbelastungen und Verspannungen kommen kann. Nehmen Sie diese Problematik also bitte ernst, falls Sie oder ein Angehöriger davon betroffen sein sollte und konsultieren Sie einen entsprechend geschulten Facharzt.

In diesem Artikel werden wir die unterschiedlichen Aspekte einer Knöchel-Fuß-Orthese (AFO) im Zusammenhang mit der unterstützenden Behandlung einer Fußheber-Schwäche untersuchen. Unser Hauptaugenmerk wird dabei darauf liegen, wie eine AFO Ihren Fußabfall und das damit einhergehende, fehlerhafte Gangmuster korrigieren kann, welche AFOs es gibt, wie Sie, die für Ihre Bedürfnisse Richtige auswählen können und wie Sie Diese richtig anpassen können.

Kurz-Zusammenfassung

Eine Knöchel-Fuß-Orthese (AFO) ist eine starre Orthese mit flexiblen Eigenschaften, die häufig bei Personen mit verminderter Muskelkraft im Unterschenkel verwendet wird, wie sie beispielsweise einem Fallfuß zu Grunde liegt. Eine AFO hält Ihren Fuß / Knöchel während des Anhebens bzw. der Schwungphase Ihrer Gehbewegung in einem 90° Winkel und vermeidet so das Abfallen Ihres Fußes und damit das Stolpern. So unterstützt eine AFO Sie effektiv beim gehen und ermöglicht so einen relativ normalen Tagesablauf.

Was ist ein Fallfuß?

Ein Fallfuß oder Fußheber-Schwäche tritt auf, weil die Beinmuskeln, genauer gesagt die Fußhebe-Muskeln nicht mehr ausreichend oder überhaupt nicht mehr funktionieren. Eine weitere Ursache kann eine Schwäche der Tibialis-Posterior-Sehne sein. All´ diese Ursachen verursachen,  dass Ihr Fuß während der Schwungphase nicht mehr richtig angehoben werden kann. Er „kippt“ nach dem Fersen-Kontakt in Richtung Boden wobei es in vielen Fällen auch nicht  mehr möglich ist, ihn für den nächsten Schritt richtig abzuheben. So entsteht ein instabiles Gangmuster, dass vielfältige, negative Folgen hat und unbedingt behoben werden sollte.

Mögliche Ursachen

Die Fußheber-Schwäche ist keine eigenständige Krankheit, sondern das Symptom einer akuten Erkrankung oder das Ergebnis einer Vorerkrankung. Die Ursachen sind vielfältig und in vielen Fällen chronischer Natur, was bedeuten kann, dass möglicherweise keine vollständige Heilung mehr erzielt werden kann. Häufigste Ursache ist eine Nervenstörung, die zu einem teilweisen oder vollständigen Kontrollverlust der Beinmuskeln führen kann. Nachfolgend einige weitere, bekannte Ursachen, die ebenfalls zu einem Fallfuß führen können:

  • Ein Leistenbruch, der in den Rücken ausstrahlt und entsprechende Nerven blockieren kann.
  • Starke Rückenschmerzen.
  • Nervenverletzungen nach einem Unfall.
  • Neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson, Schlaganfall oder Hirnverletzungen.
  • Unterschiedliche, oft degenerative, Muskel-Erkrankungen.

Instabilität

Viele Menschen verwenden den Begriff Fallfuß fälschlicherweise als Überbegriff für eine Störung im Gangmuster, was aber irreführend sein kann. Bei einer Fußheber-Schwäche geht es ausschließlich um eine reduzierte Funktionalität der Fußheber-Muskulatur. Ein instabiles Gangmuster kann auch durch vollkommen andere Ursachen ausgelöst werden, die auch andere Bereiche der unteren Extremitäten betreffen. Auch hier kann eine AFO das Gangmuster unterstützend positiv beeinflussen, jedoch muß eine, der jeweiligen Erkrankung und ihren spezifischen Anforderungen entsprechende AFO eingesetzt werden, was eine fachärztliche Diagnose voraussetzt.

Therapie

Nach entsprechender Diagnose wird Ihr Arzt einen, auf die Ursachen Ihrer Beschwerden hin abgestimmten Behandlungsplan erstellen, der in den meisten Fällen den Einsatz einer AFO mit oder ohne eine ergänzende, physiotherapeutische Behandlung einschliessen wird.

Wie eine AFO den Gang unterstützt

Eine AFO besteht aus einer festen Grundplatte, die den Fuß optimal unterstützt. Diese ist an einer orthopädisch geformten Schale befestigt, die sich bis unterhalb des Knies erstreckt, wo sie mit einem oder mehreren, breiten Bändern befestigt wird. Dabei können die Schalen die Vorder- (Schienbein) oder Rückseite (Wade) des Unterschenkels einfassen.

Funktionsweise

Die Knöchel-Fuß Orthese sorgt zunächst dafür, dass der Fuß beim Gehen nicht nach unten abfällt. Darüber hinaus sorgt das elastische Material für eine aktive Unterstützung des nächsten Schritts. Sie laufen fast wie auf elastischen Federn, was Ihren natürlichen Bewegungsablauf beim Gehen unterstützt und dafür sorgt, dass Sie sich sicherer fühlen und weniger Energie aufwenden müssen.

Die AFO sorgt weiterhin auch dafür, dass Sie Ihren Fuß ergonomisch richtig auf dem Boden aufsetzen. Das sorgt für zusätzliche Stabilität und verhindert, dass Sie andere Muskelgruppen oder Gelenke überlasten.

Eine AFO ist darum Teil der allermeisten Fallfuß-Therapien. Dies liegt vor allem daran, dass dessen positive Effekte sofort spürbar und sichtbar sind und Ihnen ermöglichen, wieder natürlich und stabil zu gehen.j

Grad der Unterstützung

Die Schale Ihrer AFO kann sich, je nach Diagnose, sowohl vorne als auch hinten an Ihrem Unterschenkel befinden. Liegt die Schale Ihrer AFO auf der Rückseite Ihrer Wade an, wirkt sie hauptsächlich einen Fallfuß entgegen. Diese Orthesen werden darum auch als Fußheber bezeichnet. Befindet sich die Schale Ihrer AFO vorne, werden gleichzeitig auch die Waden- und Oberschenkelmuskeln unterstützt. Sie können sich dann, ähnlich wie bei einem Skistiefel nach vorne gegen die Schale lehnen. Eine an der Vorderseite liegende Schale hilft auch dabei, das Knie zu dehnen, da sie Druck gegen den Unterschenkel ausübt, was Dies für ein intensives Gefühl von Stabilität und Sicherheit sorgt. So bestimmen sowohl das Design als auch die Materialeigenschaften Ihrer AFO, wie viel Unterstützung Fuß und Bein erhalten und wann und wie intensiv Fuß und Bein unterstützt werden.

Verwendete Materialien

Man kann die in einer AFO verwendeten Materialien in zwei Gruppen einteilen:

  1. Kunststoffe: Diese Materialien sind günstig und spielen eine unterstützende Rolle.
  2. Kohlenstoff- und Verbundwerkstoffe: Diese Werkstoffe sind stabil, haben ausgeprägt elastische Eigenschaften und sind langlebig.

Während eine Kunststoff-AFO häufig für sehr milde und vorübergehende Beschwerden eingesetzt wird, werden AFOs aus Kohlenstoff und Verbundwerkstoffen im Regelfall für chronische und schwerere Beschwerden verwendet.

Knie-Knöchel-Fuß-Orthese (KEVO)

Neben Knöchel-Fuß-Orthesen (AFO) gibt es auch Knie-Knöchel-Fuß-Orthesen, die sogenannten KEVOs. Der Hauptunterschied zwischen diesen beiden Orthesen besteht vor allem darin, dass eine KEVO auch den Oberschenkel und das Knie stützt weil sie zusätzlich zu einer Unterschenkelschale auch eine Oberschenkelschale aufweist. Sie können eine KEVO daher als Kombination aus Knieorthese und Knöchel-Fuß-Orthese ansehen. Diese Orthese wird nur dann verwendet, wenn ein abnormales Gangmuster in Kombination mit einer schweren Knieinstabilität und/ oder einer Hüftinstabilität vorliegt. KEVOs sind im Regelfall maßgeschneidert und müssen entsprechend fachmännisch angepasst werden.

Die Auswahl der richtigen AFO / KEVO

Normalerweise können Sie anhand unseres Thuasne CareFinders herausfinden, welche Bandage am besten zu Ihren Beschwerden passt. Dies ist jedoch mit einer AFO nicht möglich. Für einen medizinisch nicht einschlägig ausgebildeten Laien ist es nicht möglich alle Aspekte, die bei der Auswahl der richtigen AFO eine Rolle spielen so zu beurteilen, dass die Auswahl einer passenden AFO möglich ist.

AFOs werden darum von einem Facharzt oder Fachärztin verordnet und von einem/ r Orthopädietechniker/ In angepasst. Basierend auf einer Reihe von Fragen und/ oder Tests wird eine AFO ausgewählt, die Ihrer Diagnose am besten entspricht. Sollte Ihr/ e Orthopädietechniker/ In Ihnen eine Thuasne-Orthesen empfehlen, können Sie gemeinsam den Sprystep-Finder nutzen. Dieses Tool wurde von unseren Thuasne AFO-Spezialisten entwickelt, um den entsprechenden Auswahlprozess zu vereinfachen und zu optimieren.

Der nächste Schritt

Wenn Sie nach dem Lesen dieses Kapitels der Meinung sein sollten, dass eine AFO Ihre Beschwerden lindern könnte, folgen Sie einfach unserem fünf Punkte Plan:

1. Besuchen Sie Ihren Haus- oder Facharzt

Lassen Sie sich eingehen  von Ihrem Haus- oder Facharzt untersuchen und eine erste Diagnose stellen. Ihr Arzt kann Sie dann zur weiteren Untersuchung und/ oder Behandlung an einen Neurologen oder Orthopäden überweisen.

2. Wenden Sie sich an einen Spezialisten

Ein entsprechender Facharzt wird, gemeinsam mit Ihnen, eine genaue Diagnose erstellen und einen auf Ihre Situation hin angepassten Behandlungsplan erstellen. Wenn eine AFO dazu passen sollte, werden Sie anschliessend an einen Orthopädietechniker/ In überwiesen. Ergänzend dazu werden häufig parallel Überweisungen zu einem Physiotherapeuten zwecks Gang-/ Bewegungstraining vorgenommen.

3. Der oder die Orthopädietechniker/ In

Ein/ e Orthopädietechniker/ In prüft dann, welches AFO/ KEVO am besten zu Ihnen und Ihrer speziellen Situation passt, wobei die Auswahl auf Grundlage Ihrer Beschwerden, der Diagnose und aller Messungen und Tests vor Ort getroffen. In vielen Fällen reicht eine vorgefertigte AFO mit geringfügigen Anpassungen aus. In einigen Fällen ist jedoch die Anfertigung einer individuellen AFO notwendig. Ihr/ e Orthopädietechniker/ In wird mit Ihnen im Anschluß auch eine sogenannte Schuhberatung durchführen, denn eine AFO kann nur dann richtig funktionieren, wenn sie in Kombination mit dem richtigen Schuh getragen wird. In einigen Fällen kann die AFO direkt im Anschluß an die erste Konsultation mit nach Hause genommen werden. In den meisten Fällen muss sie aber noch bestellt und/ oder angepasst werden. In diesem Fall erhalten Sie einen zweiten Termin.

4. Anlegen Ihrer AFO

Während des ersten Anlegens Ihrer AFO wird dann geprüft, ob das Produkt gut passt und nicht scheuert oder Reizungen auslöst. So können Sie sofort erkennen, ob Ihre AFO gut passt und Ihren Fallfuß bestmöglich korrigiert. Während dieses Termins können noch letze, abschliessende Anpassungen vorgenommen werden und Sie erhalten weitere Informationen zur täglichen Verwendung Ihrer AFO und worauf Sie dabei achten sollten.

5. Folgetermin

Die meisten Orthopädietechniker/ Innen werden mit Ihnen ohnehin in Kontakt bleiben, um zu beobachten, ob Ihnen das Produkt gefällt und seine optimale Wirkung erzielt. Sollten im Rahmen der täglichen Verwendung Beschwerden auftreten, oder weitere Anpassung notwendig werden können Sie natürlich jederzeit einen Folgetermin vereinbaren.

Frage und Antwort

Im Folgenden haben wir einige der häufigsten Fragen aufgelistet, die im Zusammenhang mit AFOs an uns herangetragen werden. Falls Frage hier unbeantwortet geblieben sein, hinterlassen Sie diese gern in den Kommentaren oder senden Sie uns eine E-Mail an info@thuasne-carefinder.de.

Können Sie selbst eine AFO kaufen?

Obwohl einige AFOs auch an Privatpersonen verkauft werden, möchten wir Ihnen davon abraten sich auf eigene Faust eine solche Orthese zu beschaffen. Das Auswählen, Messen und Einstellen der für Sie richtigen AFO ist komplex und sollte deshalb von einem Arzt oder entsprechend medizinisch ausgebildetem Fachpersonal durchgeführt werden. Bei einem Fallfuß wird beispielsweise häufig auch der Knöchel geschwächt, so dass Wahl einer falschen AFO Ihre Beschwerden noch zusätzlich verschlimmern kann. Davon abgesehen wird eine AFO, die Sie sich selbst gekauft haben, Im Regelfall nicht von Ihrem Krankenversicherer erstattet.

Wird meine AFO erstattet?

Wenn Sie über einen Fach- oder Ihren Haus-Arzt an einen Orthopädie-Techniker überwiesen wurden, wird Dieser die vorliegende Überweisung an Ihre Krankenkasse weiterleiten, damit die AFO entsprechend erstattet wird. Ob die Ihnen verordnete AFO letztendlich wirklich erstattet wird, hängt von Ihrer Krankenkasse und deren Regelungen ab. In den meisten Fällen werden AFOs allerdings von den Krankenversicherungen erstattet. Über den OIM-Vergütungsleitfaden können Sie überprüfen, inwieweit Ihre AFO erstattungsfähig ist.

Schwächt eine AFO die Knöchel-, bzw. Fußmuskulatur?

Es wird oft angenommen, dass Bandagen über eine Entspannung der Muskulatur zu einer Reduktion der Muskelmasse führen können, weil sie die Bewegungen des Gelenks stark einschränken. Eine ganze Reihe von Studien haben jedoch ergeben, dass dies nicht der Fall ist. Wenn eine Orthese das Gelenk nicht vollständig immobilisiert, bzw. ruhig stellt und die Orthese ordnungsgemäß verwendet wird, hat dies keine zu erwartenden, negativen Auswirkungen auf die vorhandene Muskelkraft. Da ein AFO das Laufmuster

spürbar deutlich verbessert, wird das Gehen für Sie viel angenehmer. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Sie länger beschwerdefrei laufen – was sich sogar positiv auf einen potentiellen Muskelaufbau auswirkt.

Quellen: