Warum sind einige Orthesen und Bandagen mit Schienen, Bändern, Gelenken, Pelotten oder Polstern bestückt und wie wirken sie?
Bei genauerer Betrachtung unserer Produkte werden Sie vielleicht integrierte Schienen/ Versteifungen, Bänder, Gelenke oder Polster entdecken. Nun haben sicher viele unter Ihnen eine Vorstellung davon, was ein Gelenk oder ein Band ist. Aber was sind die Unterschiede zwischen den verwendeten, unterschiedlichen Gelenken? Was bewirkt ein starres oder ein elastisches Band? Was genau ist mit einem Polster, einer Pelotte oder einer Schiene gemeint und wie können diese unterschiedlichen Bestandteile Ihr Gelenk unterstützen?
Nachfolgend soll es nun genau um alle diese Fragen gehen, um Ihnen einen bestmöglichen Überblick über den Sinn, die Funktionsweise und die Vorteile der oben angesprochenen Elemente für eine Bandage/ Orthese zu geben.
Schienen/ Verstärkungen
Eine, in Ihre Bandage/ Orthese integrierte, Schiene dient als zusätzliche Stütze. Aufgrund seiner Flexibilität wirkt er nicht immobilisierend und besteht in der Regel aus flexiblem Kunststoff oder einem entsprechend flexiblem Metall.
Wenn Sie Ihr Gelenk beugen, biegt sich diese integrierte Schiene mit, bietet dabei aber genau dosierte Stabilität. Da sich Stabilisationen dieser Art normalerweise auf beiden Seiten des Gelenks befinden, bieten sie, in Kombination mit dem elastischen Material Ihrer Bandage, zusätzliche Führung und Stabilität und das ohne Ihre Beweglichkeit unnötig einzuschränken. Sie erhöhen die Propriozeption – das Bewusstsein für die Bewegungen im Gelenk und helfen Ihnen damit, sich bewusster und damit sicherer zu bewegen.
Mit Schienen versehene Bandagen/ Orthesen werden häufig bei Verletzungen wie Prellungen oder Verstauchungen eingesetzt, bei denen eine komplette Immobilisierung nicht gewünscht ist, Ihr Gelenk jedoch zusätzliche Unterstützung benötigt.
Ein- und zweiachsige Gelenke in Bandagen und Orthesen
Hier gibt es viele Unterschiede zwischen den zahlreichen in Bandagen/ Orthesen integrierten Gelenken, die von außen nicht immer sofort sichtbar sind. Um diese Unterschiede zu verstehen, ist es wichtig, mehr über die Bewegungen Ihrer Gelenke zu wissen. Anders als beispielsweise Türen oder Deckel bewegen sich Ihre Gelenke nicht in einer Achse, sondern über mehrere und führen dazu häufig noch Gleit- oder Rollbewegungen aus. Viele, in Kniebandagen/ -orthesen integrierte, Gelenke sind zweiachsig aufgebaut. Das stellt sicher, dass die Bewegung des Knies besser verfolgt wird, stellt aber noch keine Optimal-Lösung dar. Thuasne hat darum das vierachsige TM5-Gelenk entwickelt. Dieses spezielle und technisch recht aufwändige Gelenk stellt sicher, dass Ihre Kniebewegung anatomisch unterstützt wird, unnatürliche Bewegungen aber ausgeschlossen werden.
Hier sehen Sie, wie das Thuasne TM5-Gelenk im Vergleich zu gängigen 2-Achsen-Gelenken funktioniert und welche Vorteile es bietet.
Fortschrittliche Gelenke
Ein herkömmliches zweiachsiges Gelenk erreicht nicht, dass sich Ihre Bandage vollständig mit der Bewegung harmonierend verhält, so dass sie sich bei jeder Bewegung leicht verschiebt. Das Thuasne TM5-Scharnier sorgt dafür, dass die Orthese an Ort und Stelle bleibt, nicht verrutscht und den natürlichen Bewegungsablauf des Gelenks besser unterstützt. Das sorgt neben einer verbesserten Stabilität auch für erhöhten Tragekomfort.
Einige spezielle Orthesen-Gelenke, die als ROM-Gelenke bezeichnet werden, sorgen für eine gezielt eingeschränkte Bewegungsfreiheit, wobei das ROM für „Range Of Motion“ steht. In einigen Fällen empfehlen Ärzte/ Innen Arzt Knie-Orthesen dieser Art, um Ihrem Gelenk, etwas nach einer Verletzung, nur eingeschränkte Bewegungen zu erlauben, damit es sich bestmöglich erholen kann. Der genaue Bewegungsradius kann mit diesen speziellen Scharnieren präzise auf Ihre individuellen Bedürfnisse eingestellt werden.
In Kombination mit entsprechenden Stütz-Stäben sorgen Orthesen mit ROM-Scharnieren dafür, dass die, auf das Gelenk wirkende Belastung bestmöglich verteilt wird, was in vielen Fällen zusätzlich schmerzmindernd wirkt.
Orthesen mit dieser Art von Gelenken werden hauptsächlich bei Instabilitätsproblemen des Knies verwendet, um für verbesserte Bewegungsstabilität zu sorgen.
Bänder
Einige Bandagen verfügen über verstellbare, elastische oder unelastische Bänder. Diese unterstützen das Gelenk und helfen, unnatürliche Gelenkbewegungen zu vermeiden, während natürliche Bewegungen so wenig wie möglich eingeschränkt werden. Stellen Sie sich zum Beispiel einen verstauchten oder geprellten Knöchel vor. Bei einer Knöchel-Orthese mit Bändern wird die Bewegung nach innen behindert, was eine sowohl schmerzhafte wie instabile Bewegung ist und darum unbedingt vermieden werden sollte. Alle anderen Bewegungen des Knöchels werden so wenig wie möglich behindert, so dass Sie Ihre täglichen Aktivitäten oder Sportarten bestmöglich ausführen können. Ein zusätzlich positiver Effekt, der durch die integrierten Bänder entsteht ist, dass die Bandage spürbar gestaltet werden kann und die allermeisten Sportschuhe passt. Durch die Verstellbarkeit der Bänder können Sie die benötigte Stabilisierung je nach Aktivitäts-Level, Ihrer Anatomie und Belastung einstellen.
Orthesen bzw. Bandagen mit integrierten Bändern werden häufig bei Instabilitätsbeschwerden nach Verstauchungen eingesetzt. Flexible Stäbe allein böten hier häufig keine ausreichende Unterstützung, während eine starre Orthese bestimmte Bewegungen zu stark einschränken würde. Bandagen wie diese werden daher häufig von Sportlern getragen, deren Gelenke beim Sport zusätzliche Unterstützung benötigt. Ein weiterer Vorteil von Bandagen mit regulierbaren Bändern ist, dass sie auch bei Kontaktsportarten wie Fußball, Basketball oder Eishockey getragen werden können, wo Orthesen mit integrierten Scharnieren beim Gegner Verletzungen verursachen könnten.
Wichtig für den erfolgreichen Einsatz von Bandagen und Orthesen, egal welcher Art, ist es, deren beiliegende Gebrauchsanweisungen sorgfältig zu befolgen. Besonders bei einer Orthese mit verstellbaren Bändern ist das erste, richtige Anlegen besonders wichtig. Nehmen Sie sich dafür bitte genügend Zeit und üben Sie das Ganze beim ersten Mal am besten mit Ihrem Physiotherapeuten oder Arzt.
Pelotten
Diese, oft ringförmigen, Polster bestehen in der Regel aus Silikon und bieten Druck, massierende Wirkung, Unterstützung oder gefestigten Sitz an speziellen Stellen der Bandage. Wenn Sie Pelotten oder Pads aus Ihrer Bandage entfernen, werden Sie feststellen, dass diese aus sehr flexiblem und dennoch widerstandsfähigem Material bestehen.
Der von Pelotten/ Pads ausgeübte Druck sorgt für eine verbesserte Wahrnehmung der Aktivität und Funktionalität Ihres Gelenks. Aus diesem Grund befinden sich diese eingearbeiteten Polster an Stellen, an denen das Gelenk, nach einer Erkrankung oder Verletzung, Unterstützung und Propriozeption benötigt.
Spezielle Pelotten/ Pads mit Zugsystem bieten darüber hinaus nicht nur Führung und Support, sondern können Fehlfunktionen von bestimmten Gelenkteilen korrigieren. Dies ist speziell bei einer instabilen Kniescheibe hilfreich, die eine häufige Folge einer verrutschten Kniescheibe ist. So wird, zum Beispiel, bei einem gebeugten Knie mehr Druck auf die Kniescheibe ausgeübt und bei einem gestreckten Knie weniger.
Andere Pelotten verfügen dagegen über speziell entwickelte Oberflächenprofile, die für einen angenehmen Massage-Effekt sorgen, der die Wahrnehmung der Gelenkaktivität/ Propriozeption, ebenfalls verbessern kann. Diese befinden sich beispielsweise in der Genu Promaster auf Höhe der Oberschenkelmuskulatur und sorgen hier für eine effektivere Steuerung der lokalen Muskulatur.
Frage und Antwort
Wir hoffen Ihnen mit diesem Artikel mehr Klarheit über die Nützlichkeit von Gelenken, Schienen, Bändern und Polstern in Bandagen/ Orthesen verschafft zu haben. Nachfolgend noch ein paar Antworten auf uns besonders häufig gestellte Fragen/ FAQs:
Warum haben einige Kniestützen nur ein Gelenk und andere zwei?
Neben guter Stabilität können auch eher starre Systeme mit nur einem Gelenk, beispielsweise bei Knie-Arthrose, eine kontrollierte Korrektur der Knieposition ermöglichen. Orthesen mit zwei Gelenken gelingt es allerdings häufig deutlich besser, sowohl die Beugungen und Drehungen als auch die typischen Gleitbewegungen des Kniegelenks zu imitieren, was nicht nur für mehr Komfort sondern auch für zusätzliche Stabilität sorgt.
Bietet eine Orthese/ Bandage auch ohne stabilisierende Elemente Halt?
Es gibt eine ganze Reihe von Bandagen und Orthesen, die gänzlich ohne Gelenke, Schienen, Bänder oder Polster und Pelotten auskommen. Dabei handelt es sich um sogenannte Kompressionsbandagen. Sie sind aus unterschiedlichen, elastischen Materialen gefertigt, die durch den, durch sie ausgeübten Druck die Wahrnehmung der Gelenkfunktionen steigern, was mit dem medizinischen Fachbegriff Propriozeption bezeichnet wird. Ihr Gehirn kann Ihr Gelenk so besser kontrollieren und das Risiko von Fehlfunktionen und falschen Bewegungen deutlich senken. Darüber hinaus lindert der anatomische Druck Schmerzen, beugt Schwellungen vor und speichert die Wärme im Gelenk.
Für weiterführende Informationen zum Thema Kompressionsbandagen, klicken Sie bitte hier.
Welche stabilisierende Elemente sollte meine Bandage/ Orthese aufweisen?
Jetzt, da Sie wissen, mit welchen stabilisierenden Elementen eine Bandage oder Orthese versehen werden kann, fragen Sie sich wahrscheinlich, welche Ausstattung die für Sie am besten geeignete ist. Obwohl wir das in den vorangegangenen Kapiteln erläutert haben, ist es bei dem reichhaltigen Angebot unterschiedlichster Varianten für alle möglichen medizinischen Bedürfnisse schwierig eindeutige Antworten darauf zu geben. Nicht zuletzt deshalb ist es wichtig sich nach einer Verletzung oder bei chronischen Beschwerden von einem Facharzt oder Physiotherapeuten beraten zu lassen. Ergänzend dazu oder auch als Vorbereitung auf Ihr Gespräch haben wir den Thuasne-CareFinder entwickelt.
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